Ein Pferd und ein Esel

 

 

Im „Zirkus Wunderbar“ gibt es ein großes, edles Pferd mit dem Namen „Attila“ und einen kleinen Esel namens „Benjamin“.

Attila das Pferd durfte jeden Abend bei der Vorstellung im großen Zelt auftreten. Dazu wurde es wunderschön geschmückt. Auf den Kopf bekam es einen Busch bunter Federn, auf den Rücken eine mit goldenen Fäden bestickte Decke und sein buschiger Schweif wurde kunstvoll zu Zöpfen geflochten.

Attila durfte mit dem Herrn Direktor auftreten. Der kam mit seinem roten Frack und einer langen Peitsche in die Mitte der Manege. Dann ließ er die Peitsche laut knallen und Attila galoppierte herein. Jedes Mal wenn der Direktor mit der Peitsche knallte, drehte Attila sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung. Wenn der Direktor die Peitsche hoch hielt, stellte sich Attila auf seine Hinterbeine und stand aufrecht, die Vorderbeine in der Luft.

Er war dann riesengroß, von ganz hoch konnte er auf den Herrn Direktor hinuntersehen.

Attila war sehr stolz darauf dass er im „Zirkus Wunderbar“ auftreten durfte. Besonders lockte ihn aber auch, dass er zwischendurch, wenn er alles richtig gemacht hatte, ein Stück Zucker als Belohnung bekam.

 

Benjamin der Esel hingegen durfte nicht in das große Zelt. Der Herr Direktor wusste nicht so recht, was er mit Benjamin anfangen sollte. So spazierte der Esel im ganzen Zirkus herum. Er hatte es gut, bekam zu fressen und hatte Platz in einem Zelt wenn es regnete. Wenn Kinder zur Vorstellung in den „Zirkus Wunderbar“ kamen, freuten sie sich, wenn sie Benjamin den Esel sahen. Sie streichelten ihn und kraulten ihn hinter den Ohren. Das liebte er sehr.

Aber Benjamin war doch traurig, denn zu gerne hätte er so, wie Attila das Pferd auch bei der Vorstellung im großen Zelt mitgemacht.

 

Eines Tages, als er gerade wieder einmal so richtig traurig war und mit hängendem Kopf und hängenden Ohren herumlief. traf er Willi den Affen. Der Esel erzählte ihm von seinem sehnlichsten Wunsch, einmal in der großen Manege auftreten zu dürfen.

Der schlaue Affe hörte sich das an und sagte dann zu Benjamin:

„ Heute Abend treffen wir uns wieder hier. Ich setze mich dann auf deinen Rücken und du machst dann genau das, was ich dir sage. Wir werden viel Spaß miteinander haben!“

Benjamin willigte ein und pünktlich trafen sich die beiden wieder. Die Vorstellung im großen Zelt war in vollem Gang. Als Attila das Pferd, schön geschmückt wie immer, an den beiden vorbeigeführt wurde, seufzte Benjamin tief und meinte: „ Ach, so gerne würde ich auch einmal im großen Zelt sein!“

Da sprang Willi der Affe auf seinen Rücken und rief: „ Los, dahinten am großen Zelt ist ein Vorhang, da läufst du einfach hinein. Hab´ keine Angst ich bin ja bei dir!“

Und Benjamin nahm seinen ganzen Mut zusammen und trabte zum großen Zelt und zu dem Vorhang der den Zugang zur Manege bedeckte.

Inzwischen trabte und galoppierte Attila unter der Leitung des Herrn Direktors im Kreis und alle Zuschauer bewunderten das wunderschöne große Pferd.

Plötzlich öffnete sich der Vorhang einen Spalt und ein kleiner Esel mit einem Affen auf dem Rücken trabte verschreckt herein.

Der Herr Direktor erstarrte vor Schreck und Überraschung.

Die Zuschauer applaudierten und freuten sich.

Benjamin der Esel bekam einen riesigen Schreck. Er begann zu laufen, wollte wieder hinaus, fand aber den Weg nicht mehr. Willi der Affe auf seinem Rücken konnte ihn nicht beruhigen, er musste sich mit Armen und Beinen festhalten um nicht abgeworfen zu werden.

Da kamen mehrere Arbeiter vom Zirkus herein um den Esel zu fangen. Sie liefen hinter ihm her.

 

 

 

 

So galoppierte Attila das Pferd wie immer um die Manege, hinter ihm lief vor Angst zitternd Benjamin der Esel und hinterher liefen die Arbeiter um ihn einzufangen.

Einer der Arbeiter stolperte und die Anderen fielen über ihn. Sie lagen alle übereinander am Boden und strampelten, um wieder auf die Beine zu kommen.

Attila und Benjamin mit Willi auf dem Rücken waren gegenüber stehen geblieben sahen interessiert zu.

 

Da jubelten die Zuschauer, denn sie dachten das würde zur Vorstellung gehören.

 

Der Herr Direktor, ein gescheiter Mann, tat auch tatsächlich so als wäre das alles geplant gewesen und machte eine tiefe Verbeugung.

 

Willi flüsterte Benjamin ins Ohr: „ Ich denke, es ist Zeit, wieder zu verschwinden!“

Und der Esel folgte sofort und trabte ganz langsam durch den jetzt offenen Vorhang hinaus.

 

Nach der Vorstellung kam der Herr Direktor in das Zelt in dem Benjamin noch ganz verschreckt war. Er gab ihm zwei große Zuckerstücke, streichelte ihn und meinte:

„Jetzt gehörst du ganz zum „Zirkus Wunderbar“, denn das was du und Willi angestellt habt, hat den Zuschauern so gefallen, dass wir das bei jeder Vorstellung wiederholen wollen!“

Und so ist der kleine Esel zum Kollegen von Attila dem großen Pferd geworden.

Natürlich war Willi der Affe auch dabei. Jeden Abend freuten sich die drei gemeinsam über den Beifall der Zuschauer.