Wie Willi der Affe, Kassandra der Schlange einen Streich gespielt hat.

 

Wenn der „Zirkus Wunderbar“ in eine neue Stadt kommt sind die Tiere immer ganz aufgeregt. Es ist ja immer ein anderer Platz an dem der Zirkus sein großes Zelt aufstellen darf. Oft steht das Zelt in einem großen Park mit viel Platz für die vielen Wagen und die Stallzelte der Tiere. Dann gibt es große Flächen im Freien in denen sich die Tiere bewegen können. Alle achten dann immer besonders auf Georg die Giraffe. Denn Georg die Giraffe hat ja so einen langen Hals und ist ganz scharf auf feine, frische, grüne Blätter. Da kann es schon passieren dass Georg die Giraffe sich streckt und von einem Baum in der Nähe die Blätter abknabbert. Da schimpfen dann die Leute aus der Stadt. Wie sollen sie auch wissen, dass es für eine Giraffe ein Festmahl ist, wenn es einmal anstatt trockenem Heu frische saftige Blätter gibt.

Georg die Giraffe ist befreundet mit Willi dem Affen. Wahrscheinlich verstehen die beiden sich deshalb so gut, weil ihre Eltern aus Afrika kommen. Aber von diesem Land haben Willi der Affe und Georg die Giraffe keine Vorstellung. Sie sind im Zirkus groß geworden und kennen nichts Anderes. Es geht ihnen auch gut, sie werden gepflegt und gefüttert und haben viel Spaß miteinander.

Georg die Giraffe sieht ja viel mehr als die anderen Tiere. Mit dem langen Hals ragt sie weit über den Zaun hinaus. Sie weiß immer als erstes wie viele Menschen in die Vorstellung kommen.

Willi der Affe ist wie alle Affen furchtbar neugierig. Und so klettert er manchmal am linken hinteren Bein der Giraffe nach oben, zieht sich dann am Schwanz hoch und springt auf den Rücken. Das ist aber noch nicht alles. Wenn Georg die Giraffe sehr gut gelaunt ist und das ist häufig der Fall dann darf Willi der Affe am Hals ganz nach oben klettern.

Das sieht dann sehr lustig aus wenn neben dem Kopf der Giraffe ein kleiner Affe zu sehen ist. Die Leute zeigen dann mit dem Finger hinauf und lachen.

Besonders lustig findet es Willi, wenn er dann am langen Hals nach unten rutschen kann.

Willi der Affe ist ja nicht sehr groß. Er ist ein Schimpanse. Das sind sehr gescheite Tiere. Aber Willi der Affe ist auch immer zu Streichen aufgelegt. Die anderen Tiere und die Menschen im „Zirkus Wunderbar“ wissen das und sind ihm nicht böse. Nur wenn er es gar zu arg treibt kann es schon passieren dass man ihn an seinen Ohren zieht. Da schreit Willi der Affe dann ganz jämmerlich und alle Tiere wissen dann, dass wieder einmal eine Strafe für einen bösen Streich fällig war.

Erst vor einer Woche hat sich Willi der Affe zu Kassandra der Schlange geschlichen. Die Schlange ist sehr lang und dünn. Wenn sie viel gefressen hat wird sie immer sehr müde und schläft manchmal mehrere Tage. Das wusste Willi der Affe. Er mag Kassandra die Schlange nicht, denn sie ist falsch und immer schlecht gelaunt. Sie schleicht immer ganz leise herum und erschreckt die anderen Tiere. Willi pirschte sich ganz leise an und ehe Kassandra ganz wach war, hatte er schon ihren Schwanz fest um einen Mast geknotet. Es war ein Knoten wie ihn der schlaue Affe den Arbeitern abgeschaut hatte wenn sie das Zelt aufbauten. Es war ein so fester Knoten, dass Kassandra die Schlange ihn nicht selber lösen konnte, so sehr sie sich auch drehte und wendete.

Die anderen Tiere erfuhren natürlich ganz schnell die Geschichte, denn Coco der Papagei hatte von seiner Stange aus zugesehen und hatte nichts Eiligeres zu tun als herumzufliegen und zu erzählen dass Kassandra die Schlange mit dem eigenem Schwanz angebunden war. Wie zufällig kamen nacheinander alle Tiere vorbei und bedauerten das Missgeschick der Schlange. Aber geholfen hat ihr keines der Tiere.

Sogar Randolf der Hase, bestimmt nicht der Mutigste, kam angehoppelt um aus sicherer Entfernung zu sehen wie es seiner Feindin ergangen war.

Als er davon hoppelte mümmelte er vor sich hin:

„Ja, ja, alles im Leben kommt einmal zurück!“