Lotte will fliegen!

 

Lotte das Huhn saß wieder einmal auf ihrem Nest im Zelt des Elefanten. Lotte war traurig, denn sie konnte keine Kunststücke wie die anderen Tiere. Sie durfte deshalb auch nie bei einer Vorstellung im großen Zelt auftreten. Beifall von den vielen Zuschauern, so , wie die anderen Tiere bekam Lotte das Huhn nie.

Da kam Coco der Papagei angeflogen. Mit seinen bunten Federn war er wunderschön anzusehen. Es war fast als hätte die Natur alle ihre Farben für diesen Vogel verwendet. Aber Coco der Papagei war nicht nur schön, sondern auch oft frech und auch gerne etwas boshaft.

So flatterte also Coco vor dem Huhn auf und ab und krächzte dabei:

„ Meine liebe Lotte, du bist ja wirklich ein armes Tier. Du kannst nicht fliegen, du hast keine schönen Federn, du kannst auch nicht singen wie die anderen Vögel und Kunststücke kannst du auch keine. Nur jeden Tag ein Ei legen, das dann der Herr Direktor zum Frühstück isst kann ja nicht alles sein. Du tust mir wirklich leid!“ und damit flog der Papagei wieder zum Zelt hinaus.

Da wurde Lotte das Huhn sehr , sehr traurig. Sie vergrub sich in ihrem Nest so, dass sie kaum noch zu sehen war.

Als nach einiger Zeit Hugo der Elefant von der Vorstellung wieder zurückkam, sah er Lotte zuerst überhaupt nicht. Doch mit seinen großen Ohren hörte er das leise Wimmern aus dem Nest. Mit seinem Rüssel streifte er vorsichtig das Heu auseinander und streichelte dann ganz zart das ganz zusammengekauerte Huhn.

„ Ich kann nicht fliegen „ jammerte Lotte das Huhn „ und ich habe auch keine so schönen Farben wie Coco der Papagei und Kunststücke kann ich auch nicht. Ich möchte einmal ganz, ganz weit hinauf. So hoch wie ein Baum „

Ganz traurig sah Lotte den Elefanten an.

Lotte das Huhn tat dem Elefanten schrecklich leid und er überlegte, wie er helfen könnte.

Und da hatte der schlaue Elefant eine Idee.

„ Komm mit mir “ sagte Hugo zu Lotte „ wir machen einen kleinen Spaziergang. Das wird die sicher gut tun “

Lotte rappelte sich auf und so zogen der riesige Hugo und die kleine traurige Lotte hinaus vor das Zelt und durch den Zirkus.

Nach einer Weile kamen sie zu Georg der Giraffe, die gerade dabei war einige frische Blätter von einem Baum zu naschen.

„Wo wollt den ihr beide hin“ „fragte ganz verwundert Georg das ungleiche Paar.

„ Wir brauchen deine Hilfe „ sagte Hugo „ Lotte das Huhn möchte so gerne einmal hoch hinauf, kann aber, wie du weißt nicht fliegen “

„ Nun, das werden wir gleich haben “ meinte Georg die Giraffe. Er spreizte seine Vorderbeine ganz weit auseinander und bog dann seinen langen Hals ganz nach unten. Mit seinem Kopf kam Georg bis zum Boden.

„ Jetzt steig mir ganz vorsichtig auf meinen Kopf und vergiß nicht dich mit den Krallen festzuhalten “ sagte Georg zu Lotte dem Huhn. Und so geschah es auch.

Als Lotte auf Georg´s Kopf stand, hob die Giraffe den Hals wieder bis er so wie immer fast gerade stand. Oben stand das Huhn, so hoch wie auf einem Baum. Es konnte den ganzen Zirkus überblicken. Vor Freude und Begeisterung begann Lotte ganz laut zu gackern.

Das hörte der Herr Direktor in seinem Wohnwagen. Er ging hinaus um zu sehen woher dieser Lärm käme. Da sah er die Giraffe und ganz hoch oben auf dem Kopf saß ein gackerndes Huhn. Der Herr Direktor war begeistert.

„ Wir haben eine neue Nummer für die Vorstellungen, kommt alle her und seht euch das an “ rief er laut. Und alle Tiere und die Menschen vom „Zirkus Wunderbar“ kamen zusammen und freuten sich über das neue Kunststück.

Von da an durfte Lotte das Huhn bei jeder Vorstellung dabei sein und wurde von Georg der Giraffe ganz hoch hinauf gehoben. Zu ihrer großen Freude bekam Lotte dazu auch noch einen Kranz aus leuchtend bunten Federn um den Hals. Es war wunderschön anzusehen. Lotte war unendlich glücklich.

Nur Coco der Papagei ärgerte sich, denn gerade das wollte er nicht erreichen